Die Gesellschaft erwartet, dass werdende Mütter glücklich sind und vor Vorfreude strahlen.
Auch in der ersten Zeit mit dem Neugeborenen wird von den Eltern v.a. Dankbarkeit und Freude erwartet.
Es wird zwar anerkannt, dass es eine anstrengende Zeit, seit kann, trotzdem ist die Erwartungshaltung hoch, dass die Eltern glücklich sind.
Dies ist aber häufig nicht der Fall. Psychische Probleme in der Schwangerschaft und Stillzeit sind alles andere als selten: Viele Mütter leiden unter einer starken Stimmungsschwankungen, Schwangerschaftsdepressionen, erleben negative Gedanken, wie nicht gut genug für ein Kind zu sein, haben depressive Gefühle und wollen diese am liebsten verdrängen, um dem Kind nicht zu schaden.
Auch Ängste um die eigene Zukunft und Unsicherheiten, über das was da kommen wird, sind in dieser Lebensphase sehr weit verbreitet.
In Studien wurde herausgefunden, das zwischen 20 und 25 % der Frauen psychische Probleme in der Schwangerschaft oder nach der Geburt entwickeln. Nachzulesen hier
Gründe für psychische Probleme in der Schwangerschaft und im Wochenbett
Zum Teil sind diese Symptome hormonell bedingt, Stimmungsschwankungen sind in der Schwangerschaft normal.
Oft spielen verschiedene psychosoziale Faktoren eine noch größere Rolle. Die Schwangerschaft ist ein sogenanntes Schwellenereignis, ein einschneidendes Erlebnis, das das ganze Leben verändert. Die Beschäftigung mit diesem Ereignis verändert die Selbstwahrnehmung der Frauen, verändert die Partnerschaft, führt zur Reflektion der eigenen Kindheit und führt insgesamt zu einem immensen Druck auf die Frauen, einem bestimmten Mutterideal gerecht zu werden.
Die Angst einem verletzlichen, menschlichen Wesen nicht gerecht zu werden, die Sorgen um die eigene Rolle als zukünftige Mutter und die Beobachtung der Veränderungen im eigenen weiblichen Körper sind oft furchteinflößend.
Es scheint auch Faktoren zu geben, welche das Auftreten von Problemen in der Schwangerschaft begünstigen, z.B frühere Depressionen und Angsterkrankungen, finanzielle Sorgen, mangelnde soziale Unterstützung, Partnerschaftskonflikte, gesundheitliche Komplikationen und vorangegangene Fehl- oder Totgeburten.
Warnsignale
Wichtige Warnsignale sind stark negative Gedanken über das Ungeborene, der Verlust von Interesse an Dingen, die vorher Freude bereitet haben und auch eine allgemeine Erschöpfung im Alltag. Wenn dann noch Schlafprobleme hinzukommen, Zukunftsängste und Perspektivlosigkeit sollte Frau handeln!
Eine psychotherapeutische Behandlung kann den Frauen helfen, besser mit der Situation zurechtzukommen und die eigenen Gefühle und Ängste zu regulieren. Insgesamt reduziert sich damit das Risiko von Komplikationen in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett.
In seltenen Fällen kann sich sonst eine schwere Depression ausbreiten, welche aber zum Glück auch in der Schwangerschaft gut mit Medikamenten behandelt werden kann. Eine weitere mögliche Folge ist eine postpartale Depression (Depression nach der Geburt), welche die erste Zeit mit dem Kind erheblich beeinträchtigt, was dann wieder zu Bindungsstörungen führen kann.
Somit ist es für die werdende Mutter und das Baby so wichtig, bei psychischen Problemen so früh wie möglich, psychologische Unterstützung zu suchen und zu finden.
Werdende Väter in der Schwangerschaft
Aber auch die werdenden Väter haben in dieser Zeit häufig Ängste und Unsicherheiten.
Die Partnerschaft wird in der Schwangerschaft oft schwer belastet. Die Prioritäten verschieben sich. Die vorherige sexuelle Freizügigkeit und Unabhängigkeit werden in Frage gestellt und die Verpflichtungen der Vaterschaft werden deutlich. Männer können oft nicht verarbeiten, dass sich ihre sonst selbstbewusste Partnerin zurückzieht und von Angst und Hilflosigkeit überwältigt wird. Die Angst vor der Verantwortung für die kommende kleine Familie überwältigt viele.
Zudem fällt es vielen Männern immer noch schwer über ihre Ängste und Unsicherheiten zu sprechen. Cool und stark zu sein, ist ein Anspruch den viele an sich haben, Schwäche zu zeigen gilt als Mangel. Somit werden die Probleme gerne runtergeschluckt und ignoriert.
Psychotherapie und Beratung in der Schwangerschaft und im Wochenbett
Allgemein wird bei psychischen Problemen in der Schwangerschaft und im Wochenbett mit Stabilisierungsverfahren, Entspannungsverfahren und Ressourcenaktivierung (Arbeit mit den vorhandenen Energiequellen) gearbeitet, um werdenden Müttern und Vätern zu helfen, diese Zeit zu meistern.
Auch das Aufdecken und Aufarbeiten der eigenen Erwartungen in Bezug auf die Mutter- bzw Vaterrolle und deren Prüfung auf realistische Umsetzung kann helfen. Welche sind eigene Überzeugungen, welche sind von außen (Familie, Kultur, Gesellschaft) eingegeben und setzen uns nur unter Druck? Hier ist ein allgemeiner Beitrag dazu von mir.
Manchmal kann auch eine Paartherapie helfen, aus dem Kreislauf der gegenseitigen Vorwürfe, wegen des gefühlten Unverständnisses für die jeweilige persönliche Situation, auszusteigen. Hier kann in einem Kommunikationstraining geübt werden, das gemeinsame Gespräch deutlich zu entspannen und damit mehr Verständnis für die Position des anderen Partners zu erreichen. Bei mehr Verständnis für die Reaktionen des Partners verbessert sich die Beziehung und es kommt wieder zu einer gegenseitigen Stützung und mehr Harmonie.
Foto von Vlada Karpovich: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-paar-liebe-frau-8359675/