1. Was hat dich motiviert Heilpraktikerin für Psychotherapie/Coach zu werden?
Das Interesse für Psychologie und die menschliche Psyche war ja schon sehr lange vorhanden. So hatte ich in meinem Studium Psychologie als Teilgebiet von Anfang an mit dabei. Später habe ich mich dann aber anderweitig orientiert und bin in die freie Wirtschaft gegangen. Dort war ich aber nie wirklich glücklich.
Und so habe ich nach der Geburt meines 2 Kindes in der Babypause entschieden, mich weiterzuentwickeln. Ich habe dann diverse Fortbildungen gemacht, ein Fernstudium zur Präventologin, Ausbildungen zum Mentalcoach, zur Trainerin für progressive Muskelentspannung und Stressmanagement
In meiner Tätigkeit als Coach habe ich dann aber sehr bald gemerkt, dass ich meinen Klienten damit nur oberflächlich helfen konnte. Die Probleme lagen oft tiefer und konnten mit Training und Coaching allein nicht langfristig gelöst werden.
Daher entschied ich mich, den Heilpraktiker für Psychotherapie zu absolvieren. Entgegen der manchmal geäußerten Meinung, ist eine sehr intensive Vorbereitung nötig, um die amtsärztliche Prüfung zu bestehen. Ich habe sehr viel Zeit investiert, um mich in die Psychopathologie einzuarbeiten und die verschiedenen psychischen Erkrankungen nicht nur theoretisch zu erfassen, sondern wirklich zu fühlen.
Mit dem Wissen zu psychischen Störungen allein ist aber noch keinem Klienten geholfen. Daher habe ich Weiterbildungen im Bereich Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie und Hypnotherapie absolviert und über einen längeren Zeitraum in einer psychologischen Praxis gearbeitet.
2. Welche Therapieverfahren wendest du an?
Im Verlauf meiner Ausbildungen konnte ich verschiedene Therapieverfahren kennenlernen.
Die Gesprächstherapie ist für mich die Grundlage jeder Therapie. Wichtig ist die akzeptierende und wertschätzende Grundhaltung des Therapeuten jedem Klienten gegenüber. Es wird versucht, den Klienten von Grund auf zu verstehen und im dadurch zu helfen, seine Probleme zu lösen.
Da eine Therapiestunden nur 50 Minuten dauert und der Alltag viel länger, ist für mich die Verhaltenstherapie eine wunderbare Ergänzung zu Gesprächstherapie. Auch zwischen den Sitzungen wird durch verschiedene Interventionen (Hausaufgaben, Experimente, Selbstreflektionsübungen) weiter an der Lösung der Probleme gearbeitet. Somit ist die Besserung der Beschwerden oft schneller und dauerhafter, da die Klienten selbst Werkzeuge kennenlernen, mit ihren Beschwerden umzugehen. Ziel ist immer, dass ich als Therapeutin nicht mehr gebraucht werde.
Die Hypnotherapie setzte ich bei der Arbeit mit dem inneren Kind ein. Viele psychischen Probleme liegen an ganz tief verwurzelten Glaubenssätzen, die wir als Kind eingetrichtert bekommen haben. Durch Hypnotherapie lassen sich diese Glaubenssätze auffinden und umstrukturieren.
3. Worin liegt dein Tätigkeitsschwerpunkt?
Mein Schwerpunkt ist ganz eindeutig, die Identifizierung und Umstrukturierung dieser inneren Glaubenssätze. Diese Muster machen uns das Leben so unglaublich schwer, stellen uns immer wieder vor die gleichen Probleme. Oft sind wir blind diese zu identifizieren, da sie schon solange ein Teil von uns sind.
Viele psychischen Störungen kommen im Schlepptau mit diesen Glaubenssätzen: Depressionen, Ängste, mangelnder Selbstwert. Daher kann durch die sogenannte kognitive Umstrukturierung so vielen grundlegend geholfen werden.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Ressourcenaktivierung. Ressourcen sind die inneren Kraftquellen. Das können vergessene Fähigkeiten, glückliche Erinnerungen, stärkende Erfahrungen und vieles mehr sein. Diese Kraftquellen wieder zu entdecken, wieder zu verstärken und fest zu verankern ist für meine Klienten so oft eine sehr bereichernde Erfahrung.
Alltagstaugliche Übungen aus der Achtsamkeit und kleine Mentalreisen sind ebenfalls Interventionen, die ich bei fast allen Klienten anwende.
4. Gibt es im psychologischen Bereich ein Vorbild, das deine Laufbahn besonders geprägt hat?
Ich Verlauf meiner Ausbildungen haben mich besonders das Leben und Werk von Milton H. Erickson, dem Begründer der Hypnotherapie fasziniert. Er litt unter verschiedenen Beeinträchtigungen, u.a. war er tontaub, hatte Legasthenie und war nach einer Polioerkrankung fast vollständig gelähmt. Durch intensives mentales Training (das er selbst für sich entwickelte!) konnte er ein fast einschränkungsfreies Leben führen. Sein Beispiel zeigt, wozu die menschliche Psyche fähig ist.
Auch Carl Rogers der Begründer der humanistischen Gesprächstherapie hat mich sehr geprägt. Seine Haltung ist, dass jeder Mensch die Lösung seiner Probleme in sich trägt und nicht das Fachwissen anderer benötigt, um diese zu bewältigen. Der Therapeut steht somit nicht über dem Klienten, sondern ist an seiner Seite, begleitet ihn auf seinem Weg und unterstützt ihn, den richtigen zu finden. Der Klient fühlt, hier kann ich so sein, wie ich bin, ich kann alles erzählen, hier werde ich verstanden!
5. Was wird an deinem individuellen Umgang mit deinen Klienten besonders geschätzt?
Ich glaube, eine meiner besonderen Stärken ist, dass ich in jedem Klienten das Beste sehen kann. Alle haben besondere Fähigkeiten und sind so starke Persönlichkeiten, auch wenn sie dies selbst gar nicht bemerken. Dadurch, dass ich den Klienten meine Eindrücke spiegele, fühlen diese sich oft sehr schnell viel besser.
6. Was schätzt du an deinen Klienten besonders?
Das Vertrauen, dass mir Klienten gegenüber bringen, rührt mich immer wieder. Ich bin so unglaublich dankbar, an dem Leben meiner Klienten teilnehmen zu können, ihre Geschichte zu erfahren und sie ein Stück ihres Lebens zu begleiten.
Auch den Mut meiner Klienten, sich mir als Therapeutin zu öffnen, schätze ich so.
7. Gibt es ein besonderes Klientenerlebnis, das du nie vergessen wirst?
Eine meiner ersten Klientinnen meinte mal, die Sitzungen bei mir fühlen sich an, wie ein Gespräch mit einer guten Freundin. Ich habe das als Kompliment aufgenommen und mich sehr darüber gefreut.
8. Welchen Gesundheitstipp möchten du den Lesern mit auf den Weg geben?
Glaub nicht alles, was du denkst! Gedanken sind nur Gedanken, nicht die Wahrheit!